Der langjährige Präsident der Kernen Masvingo-Gesellschaft, Dieter Kaiser & St, Katharina aus Bondolfi wurden mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet.
Dieter Kaiser im Gespräch mit Christian Fleischer
Christian Fleischer
Du bist Gründungsmitglied und warst zehn Jahre lang bis 2003 Vorsitzender der Ker-
nen-Masvingo-Gesellschaft. Was hat Dich an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit fasziniert?
Dieter Kaiser
Mich hat besonders fasziniert, notleidenden Menschen zu helfen, insbesondere Kindern und Frauen.
Christian Fleischer
Kernen und Masvingo liegen in verschiedenen Kontinenten, in Europa und Afrika.
Welche Beweggründe hatte damals der Kerner Gemeinderat eine Partnerschaft mit einer Stadt in Simbabwe einzugehen?
Dieter Kaiser
Es gab bereits eine Schulpartnerschaft zwischen der katholischen Missionsschule in Bondolfi und der Karl-Mauch-Schule
in Kernen-Stetten. Im Übrigen stammt der Süd-Afrika-Forscher Karl Mauch aus Stetten, der die Great Ruins of Zimbabwe für europäische Geschichtsbücher entdeckt und beschrieben hat.
Christian Fleischer
Wie kam eigentlich der Kontakt mit Masvingo im südlichen Afrika zustande, zu einer Stadt, die fünfmal größer ist als Kernen?
Dieter Kaiser
Nach der Entscheidung des Gemeinderats, eine Partnerschaft einzugehen, reisten Franz Miller, der Rektor der Karl-Mauch-Schule,
und Günter Haussmann, der damalige Bürgermeister von Kernen, nach Masvingo, um die Partnerschaftsurkunde zu unterzeichnen.
Christian Fleischer
Wie oft bist Du eigentlich nach Simbabwe gereist und wer war Dein prominentester Gesprächspartner?
Dieter Kaiser
Das erste Mal war ich 1972 beruflich als Exportkaufmann in Simbabwe, also noch vor der Unabhängigkeit 1980.
Mir war damals schon die Apartheidpolitik zuwider. Ab 1996 war ich dann 21 Mal für die KMG im Lande und in der Partnerstadt.
Unsere Reisen dorthin werden immer privat finanziert, nicht aus Spendengeldern. Die prominentesten Begegnungen waren die mit
dem späteren Ministerpräsidenten der Oppositionspartei MDC, Morgan Tsvangirai, in Stuttgart und der Besuch des Präsidenten
Robert Mugabe in KernenStetten, den ich heute nicht mehr einladen würde. Viel wichtiger waren allerdings für uns die Begegnun-
gen mit dem Town Clerk Adolf Gusha und den jeweiligen Oberbürgermeistern, den Honorable Mayors von Masvingo.
Christian Fleischer
und dabei kamen Dir bestimmt Deine sehr guten Englischkenntnisse zugute.
Dieter Kaiser
Bei der ersten Reise kamen unserer Gruppe meine Englischkenntnisse zugute, nicht nur für die Reiseorganisation vor Ort,
sondern auch für die humorvollen offiziellen Reden, die man dort liebt, aber auch um die witzigen Aussagen unserer Freunde dort
richtig zu verstehen.
Christian Fleischer
In zehn Jahren als Vorsitzender kommt einiges zusammen. Wenn Du heute mit einigem Abstand zurückblickst welches Ereignis
war der größte Erfolg für die KMG unter Deiner Regie? Oder anders gefragt, worauf bist Du besonders stolz?
Dieter Kaiser
Wir haben die schwierige Lage infolge der hohen AIDS-Erkrankung in Simbabwe lindern können durch die kostenlose Lieferung
des Medikaments Viramune/Nevirapin der Fa. Böhringer Ingelheim und die dazu notwendigen AIDS-Tests an alle Krankenhäuser
seit 2003 bis heute. Es verhindert die Übertragung von AIDS bei der Geburt von der Mutter auf das Neugeborene.
In Simbabwe waren in jenen Jahren 45% der Mütter infiziert. Der stellvertretende Gesundheitsminister dankte uns dafür mit
den Worten: „Die KMG hat unser Volk vor dem Aussterben bewahrt”. Auch haben wir ein Dankschreiben des Krebszentrums
in Harare erhalten für die Lieferung von 2000 Prothesen und 500 speziellen BHs.
Auch der Erweiterungsbau des Waisenhauses um vier Häuser mit finanzieller Unterstützung des BMZ und der Bau des
Gemeinschaftsraums im Altenheim im Ortsteil Mucheke macht uns besonders stolz. Schließlich haben unsere heutigen aktiven
Mitglieder auf ihrer ersten Reise nach Masvingo selber Kelle und Spachtel in die Hand genommen und Stein auf Stein gesetzt.
Christian Fleischer
Wenn man so engagiert die Tätigkeit als KMG-Vorsitzender ausgeführt hat, besteht da nicht die Gefahr, dass man danach
in ein Loch fällt. Womit beschäftigst Du Dich heute?
Dieter Kaiser
Die Hilfe für notleidende Menschen hört nicht auf. Auch in Konstanz werde ich mich als Humanist für Flüchtlinge und Neubürger
einsetzen, wo sie auch herkommen mögen. Für mich war und ist die Musik nach wir vor wichtig. Die Auftritte mit französischen
Chansons gehen auch vom Bodensee aus weiter. Übrigens hat ein solcher Auftritt in Masvingo zum ersten Mal einheimische
Schwarze und Weiße zusammengeführt. Musik unterstützt also auch die Völkerverständigung. Auch meine Tätigkeit bei einem
freien Radio am Bodensee wird im humanistischen Sinne wie beim Freien Radio für Stuttgart fortgesetzt.
Christian Fleischer
Lieber Dieter, dazu wünsche ich Dir viel Erfolg und hoffe, dass Du die Arbeit
der KMG vom Bodensee aus nicht ganz aus den Augen verlierst.
Herzlichen Dank für das Gespräch und Deine offenen Antworten.
Schwester Katharina
Sie ist in Bayern aufgewachsen und hat sich als junge Frau für das Leben in Armut und für den Dienst bei den Heilig Kreuz-Schwestern in
Altötting entschieden. Die Schwestern vom Heiligen Kreuz engagieren sich unter anderem im südlichen Afrika für die Bildung
unterprivilegierter Menschen, die sonst keine Chance bekommen würden. Schwester Katharina lebt seit fast 50 Jahren in Simbabwe
(früher Südrhodesien) und war bis zu ihrer Pensionierung im Lehrerseminar in Bondolfi bei Masvingo tätig.
Durch eine glückliche Fügung und der Tatsache, dass eine Ordensschwester nie in Rente geht, konnten wir sie vor 10 Jahren am Ende ihres Berufslebens für die Betreuung und Auswahl der Patenkinder gewinnen.
Inzwischen wurde Schwester Katharina zu unserer wichtigsten Vertrauten und Beraterin in Bondolfi.
In ihren Händen vermehrt sich das Spendengeld zum Wohl der Ärmsten und die Kinder und Jugendlichen werden von ihr zum Lernen ermuntert. Auch das seelische Wohlbefinden der Anvertrauten wird durch ihre Nächstenliebe und die Hilfe in Not gestärkt. Viele Waisenkinder, die bei ihren Verwandten unerwünscht und ungeliebt sind, werden von ihr liebevoll in den Arm genommen und finden in ihr einen strengen aber herzlichen Mutterersatz. So kümmert sie sich nicht nur um unsere ca. 90 Patenkinder, sondern zusätzlich um weitere ca. 150 bedürftige Kinder und um viele arme und kranke Menschen in der ländlichen Gegend um Bondolfi.
Unvergessen sind auch die lebendigen Vorträge über ihre Bondolfi-Kinder, die sie in unverkennbarem bayerischen Dialekt vor stets vollem Haus hielt.
Wir sind sehr froh und dankbar, dass wir Schwester Katharina zu unseren Freunden zählen
dürfen und bedanken uns für die immer zuverlässige und liebevolle Unterstützung vor Ort.