Das Krankenwagen Projekt

19 November, 2016 Africa, projekte
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Wie aus einem Müllauto ein Krankenwagen wurde

Ein Bericht von Klaus Kopp (Vorstand)
Im Februar 2012 – wir saßen in einer Vorstandssitzung zusammen – wurde die Anfrage der Stadtverwaltung Masvingo diskutiert „wir benötigen ein Müllauto“. Ich war sofort von der Idee begeistert und hatte zugesagt mich um ein Müllauto zu kümmern.
Im Hinterkopf bereits die Reiseroute: wir verschiffen das Müllauto nach Namibia, dort hole ich das Müllauto ab und fahre dann über den Trans-Kalahari-Highway quer durch Namibia und Botswana nach Simbabwe. Von der ganzen Überführung drehen wir einen Film und vermarkten diesen anschließend. Ich war begeistert von meiner Idee.
Die Ernüchterung kam Wochen später. Es war mir nicht gelungen ein brauchbares und vom Preis akzeptables Müllauto aufzutreiben. Im gesamten süddeutschen Raum hatte ich keinen Müllentsorger ausgelassen und mit allen mehrfach telefoniert. Die Autos waren zu teuer, zu alt, hightech-mäßig ausgestattet und für unseren Einsatz einfach nicht geeignet.
Dann erreichte uns eine erneute Anfrage: „wir benötigen dringend einen Krankenwagen“. Für die Stadt Masvingo mit ca. 90.000 Einwohnern standen ursprünglich drei Krankenwagen zur Verfügung. Davon hatte ein Krankenwagen einen Totalschaden und ein weiterer Krankenwagen war defekt und konnte nicht mehr repariert werden. Somit stand aktuell nur ein Krankenwagen zur Verfügung.
Ich kümmerte mich um den Kauf eines gebrauchten Krankenwagens. Im Internet stieß ich auf eine Adresse eines Händlers in Memmingen. Dem Händler erläutere ich unser Vorhaben. Er sagte uns seine volle Unterstützung zu. Er hatte schon Erfahrungen mit Krankenwagen für Afrika und erläuterte mir dass er speziell für diesen Zweck ein Fahrzeug suchen wolle. Es sollte ein robustes Fahrzeug sein, nicht mit einem Turbomotor sondern mit einem Saugdiesel. Sobald er ein geeignetes Fahrzeug für uns hätte, würde er sich bei uns melden. Es verging Woche um Woche. Denn endlich die ersehnte Information: „Ich habe nun genau das Fahrzeug gefunden was für diesen Zwecke das richtige ist“. Am nächsten Tag machte ich mich mit meiner Frau und unsrem Sohn auf den Weg nach Memmingen. Wir waren begeistert von dem Fahrzeug. Der Rettungswagen war top gepflegt, nahezu voll ausgestattet und bis vor wenigen Wochen beim Roten Kreuz in Hamburg im Einsatz. Nach Rücksprache mit den anderen Vorstandskollegen wurde das Rettungsfahrzeug für 7.800 € gekauft. Begeistert von unserer Idee hatte der Händler uns das Auto noch mit zusätzlichem Equipment wie Notfallkoffer, verschiedenen Tragen, EKG, Infusionsgeräten usw. ausgestattet.
Probleme gab es dann mit der Zulassung des Rettungswagens beim Landratsamt. Mit viel Überzeugungskraft und guten Kontakten erhielt das Fahrzeug ausnahmsweise für 12 Monate eine Zulassung für die Kernen-Masvingo-Gesellschaft. Ich musste versichern niemals mit Martinshorn und Blaulicht zum Einkaufen zu fahren.
Unser Krankenwagen wurde dann in der Folgezeit an unterschiedlichen Standorten In Waiblingen Kernen und Endersbach ausgestellt und unser Projekt der Bevölkerung nahe gebracht. Die Waiblingen Kreiszeitung berichtete auf einer ganzen Seite über unser Projekt. Mit dem Verkauf von Werbeflächen auf dem Krankenwagen war der Kaufpreis mehr als ausgeglichen. Immer mehr Menschen fragten bei uns an ob sie auch Hilfsgüter bei uns abgeben könnten.
Die Idee zum Kauf eines gebrauchten 40 Fuß Highcube Containers war geboren. In diesen Container konnte nicht nur unser Krankenwagen nach Simbabwe verschifft werden, sondern auch noch jede Menge an Hilfsgütern. Die Resonanz wir unbeschreiblich.
Wir bekamen unter anderem 600 große handgestrickte Decken damit sich die Kinder nachts einwickeln können und nicht frieren, 5.000 nagelneue Sonnenbrillen, 2.000 neue Brillen zum einschleifen, mehrere Kartons mit neuem Operationsbesteck, Pinzetten, Ärztekittel, Stomaartikel, Fahrräder, Rollstühle, Rollatoren, Spielsachen, Kinderkleider, eine komplette fahrbare Station für die Versorgung von Neu- und Frühgeborenen, 2 Paletten mit Pflaster, Mullbinden, und anderen Verbandstoffen, Matratzen, usw.
Von der Gemeinde Endersbach wurde uns ein Raum kostenlos zur Verfügung gestellt wo wir alle erhaltenen Hilfsgüter einlagern konnten. In mehrtägigen gemeinsamen Aktionen wurden die ganzen Hilfsgüter inventarisiert und seewasserfest in Folie verpackt.
Im Mai 2013 kauften wir einen gebrauchten seewasserfesten Container. In dem wir den Krankenwagen und alle Hilfsgüter verstauen konnten. Die eine Seite des Containers wurde von unserem Sohn kunstvoll bemalt, auf der anderen Seite des Containers haben alle beteiligten Personen mit einer Sprühflasche ihre Namen aufgesprüht.
12 Monate sind seit dem Kauf des Krankenwagens vergangen, unzählige Arbeitsstunden lagen hinter uns. Überglücklich und froh konnten wir gemeinsam den Container im Juni 2013 beladen. Nachdem alle Hilfsgüter in dem Container fest verstaut waren und wir den Container mit einem großen Vorhängeschloss sicherten überkam uns doch ein wenig Wehmut. Ein für uns großes Projekt war vorüber. Irgendwie so hatten wir den Eindruck fehlt uns etwas. Fragen kamen auf. Kommt der Container an seinen Bestimmungsort an? Wie können die Zollformalitäten in Südafrika und Simbabwe erledigt werden? Klappt der Landtransport von Durban (Südafrika) nach Masvingo? Wird der Container gestohlen oder geht bei dem Seetransport über Bord?
Drei Monate später sind wir (Familie Fleischer und Familie Kopp) nach Simbabwe gereist um unter anderem zu sehen ob der Container samt Inhalt wohlbehalten in Masvingo angekommen ist. Die Enttäuschung war groß. Bei unserer Ankunft war noch kein Container in Masvingo angekommen. Die Informationen über den Verbleib des Containers waren widersprüchlich: „Der Container steht noch in Durban im Seehafen. Der Container steht in Johannesburg. Der Container wurde an der Grenze vom Zoll aufgehalten“. Verlässlich Aussagen gab es nicht.
Die Überraschung war umso größer als nach zwei Tagen ein riesiger Lkw mit dem Container beladen vor dem Rathaus in Masvingo angekommen war. Wir haben laut gejubelt und mit Tränen in den Augen die ersten Fotos von der Ankunft des Containers in Masvingo gemacht.
Der Container wurde entladen und alle Hilfsgüter sortiert nach dem Empfänger im Festsaal des Rathauses zwischengelagert.
Eine großer Festakt für ca. 250 geladene Gäste wurde für den Abend organisiert. Presse, Funk und Fernsehen waren mit dabei.
Mit sehr emotionalen Reden haben sich die Vertreter der Stadt Masvingo bei uns als Vertreter der Kernen-Masvingo-Gesellschaft für das große Engagement bedankt.
Was bleibt sind unglaublich Erinnerungen – vor allem von den Menschen in und um Masvingo.
Bei unserem Besuch im Juli 2013 und Juli 2016 wurde uns voller Stolz der Krankenwagen gezeigt der in einen topp gepflegten Zustand treu seine Dienst tut.

 

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