Kerner Mitteilungsblatt

25. Geburtstag der Städtepartnerschaft Kernen-Masvingo wird zum großen Fest

Ein stimmungsvoller Festakt mit rund 330 Gästen im Bürgerhaus krönte den 25. Geburtstag der Städtepartnerschaft zwischen Kernen und Masvingo. Die bewegenden Worte und Bilder sowie die mitreißenden Trommel- und Gesangseinlagen begeisterten auch die Delegation aus Simbabwe, darunter Masvingos Bürgermeister Hubert Fidze, Stadträte, der Vorsitzende der Masvingo-Kernen-Gesellschaft, Pascal Mudzikisi, Schwester Katharina von der Mission in Bondolfi und vier ehemalige Patenkinder. Leckere afrikanische Spezialitäten – von der gefüllten Teigtasche bis zur frittierten Kochbanane – stimmten die Gäste auf den Abend ein.bueff

Beim späteren Stehempfang durfte dann der limitierte „Hand in Hand“-Jubiläumswein probiert und gekauft werden.
In den Reden der Bürgermeister und der KMG-Vorstände schwang viel mit von der Verbundenheit der beiden Kommunen, die rund 8000 Kilometer Luftlinie trennt. In Interviews und Filmbeiträgen kamen die Patenkinder zur Wort, ebenso schilderten Kinder in Bondolfi ihren Alltag und auch der Rückblick auf den Transport des gespendeten Krankenwagens samt weiterer medizinischer Hilfsgüter und die tiefe Freude der Empfänger bei seiner Ankunft in Masvingo ließen keinen im Saal kalt.
fidzeSeit Beginn der Partnerschaft versuchen beide Seiten gemeinsam die Lebenssituation der Menschen in Masvingo zu verbessern. Engagierte Triebfeder dabei ist die KMG. Vieles sei in all den Jahren bewegt worden, erinnerte Bürgermeister Stefan Altenberger an das Patenschaftsprojekt, an Hilfsgütertransporte, Krankenhaus-, Waisenhaus- und Schulbauprojekte sowie an den Kreditfonds für Kleingewerbetreibende. Aktuell plant Masvingo ein Ausbildungskonzept für arbeitslose Jugendliche. Zudem verfolgt Bürgermeister Fidze das Ziel der „green and clean city“: So sollen zwei Parks entstehen, darunter ein „Kernen-Park“ und beide sollen Brunnen erhalten, um der Bevölkerung den Zugang zum kostbaren Gut Wasser zu erleichtern. Fidze ist beeindruckt vom Engagement der Kernener Bürger und ebenso dankbar für den Erfahrungsaustausch mit der Verwaltung. So sei seine Stadt jüngst mit Preisen für ihr gutes Wassermanagement, ihre Müllabfuhr, ihre Krankenstationen und auch für ihr Finanzmanagement ausgezeichnet worden. Kernen-Masvingo-Gesellschaft e.V. Kernen im Remstal + Masvingo/Simbabwe Städtepartnerschaft Ehe es am Abend zur „Great Party“ ins Bürgerhaus ging, der die Delegationsgäste als Höhepunkt ihres Kernen-Aufenthalts freudig entgegenfi eberten, startete der Städtepartnerschaftsgeburtstag mit einem fröhlichen afrikanischen Markt auf dem Rathausvorplatz. Die Besucher schwelgten in bunten Stofftaschen und Handarbeiten, filigranem Holz- und Perlenkunsthandwerk, Kaffee, Gewürzen, Bildern und ShonaBildhauerarbeiten.
afri-marktAm Stand der Kernen-Masvingo-Gesellschaft bot sich die ganze Fülle der einfallsreichen SpendenProjekte: kleine ziegelsteinförmige Stiftehalter für die Schulbauaktion „1000 Ziegelsteine für Bondolfi “, der Jubiläumswein mit dem selbstentworfenen „Great Simbabwe“-Etikett, die Festschrift oder auch das Buch „Einblicke“, in dem Kinder ihren Alltag mit der Fotokamera festgehalten haben.ziegelsteineSeit rund einem Dreivierteljahr arbeitete die KMG auf die Feierlichkeiten hin und selbst Vorstandsmitglied Christian Fleischer staunte im Nachhinein, „was alles an Ideen eingebracht und umgesetzt worden ist“. Belohnt für ihren Einsatz wurde die KMG durch zahlreiche Besucher, viele Spenden und eine tolle Markt-Stimmung, die nicht zuletzt durch die erfrischend-spontanen, Musik- und Tanzbegeisterten Gäste aus Simbabwe zustande kam.markt-tanz-2

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ehrung-katharinaehrung-dieter                                                                                                 Dieter Kaiser und Schwester Katharina erhalten Ehrenurkunde für ihr großes Engagenment

gaeste-tanzen-buehneDie bewegenden Worte und Bilder sowie die mitreißenden Trommel- und Gesangseinlagen begeisterten das Publikum sowie die gesamte Delegation aus Simbabwe.

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„Die Partnerschaft lebt“

ZVW Wolfgang Gleich, 19.09.2016

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Fotos: JG

Festakt zum Jubiläum im Bürgerhaus in Rommelshausen

 Zahlreiche Projekte halten die Partnerschaft lebendig

Kernen. Kernen hat mit einem Festakt im Rommelshausener Bürgerhaus das 25-jährige Bestehen seiner Partnerschaft mit der Stadt Masvingo im Südosten Simbabwes gefeiert. „Diese Partnerschaft lebt!“, sagte Bürgermeister Stefan Altenburger in seiner Ansprache.

Gemeindepartnerschaften, betonte Altenberger, gelten als die größte Friedensbewegung der Welt. Allerdings seien Partnerschaften wie die mit Masvingo über 10 000 Kilometer und Kontinente hinweg eher selten. Daher komme ihr auch ein besonderer Stellenwert zu. Als eigentlichen Begründer der Beziehungen der Gemeinde zum südlichen Afrika ortete der Schultes den 1837 in Stetten geborenen Afrikaforscher Karl Mauch. Dieser habe 1871 mit Groß-Simbabwe die einzige eigene afrikanische Hochkultur entdeckt und damit einen unschätzbaren Beitrag für das Selbstverständnis des Kontinents geleistet. Die Partnerschaft zwischen den Kommunen wurde dann vom damaligen Rektor der Karl-Mauch-Schule Franz Miller vermittelt, die bereits in den neunzehnhundertachtziger Jahren Beziehungen zu der Grundschule in der Missionsstation Bondolfi unterhalten hatte. Die Partnerschaftsurkunde wurde 1990 in Masvingo von Bürgermeister Günter Haußmann unterzeichnet, am 29. Oktober 1991 wurde die Kernen-Masvingo-Gesellschaft gegründet.

Die offizielle sechsköpfige Delegation aus Masvingo zum Patenschaftsjubiläum wurde von Oberbürgermeister Hubert Fidze angeführt. Dieser bedankte sich bei Bürgermeister Altenburger, dem Gemeinderat und der Kernen-Masvingo-Gesellschaft für deren Engagement. Die Ergebnisse seien überall in Masvingo spürbar. Partnerschaft und Freundschaft seien in den vergangenen 25 Jahren kontinuierlich gewachsen. Fidze lud dazu sein, sich vor Ort selbst einen Eindruck zu verschaffen. Simbabwe sei ein sicheres Urlaubsland und habe mit den Victoriafällen, Groß-Simbabwe und seinen Nationalparks den Touristen viel zu bieten.

Margret Thumm-Jorges, Klaus Kopp und Christian Fleischer, die Vorsitzenden der Kernen-Masvingo-Gesellschaft, gaben einen Überblick über einige Projekte in Masvingo, die von Kernen aus betreut werden. Sämtliche Aktivitäten, betonte Christian Fleischer, beziehen sich auf drei Gebiete: Bildung, Wirtschaft und das Gesundheitswesen. Exemplarisch nannten die Vorsitzenden die weiterführende Schule in der Bondolfi-Missionsstation, für die noch ein Verwaltungsgebäude errichtet werden müsse, ein gerade entstehendes „sicheres Haus“ für misshandelte und missbrauchte Kinder und Jugendliche; der Bondolfi-Kindergarten und das Waisenhaus, das „Craftcenter“ als Möglichkeit lokaler Handwerker, ihre Erzeugnisse zu verkaufen, die Unterstützung der Krankenhäuser mit Medikamenten, medizinischen Geräten und die Beschaffung eines Krankenwagens, der „New Business Development Fund“, durch den Kleinkredite für Existenzgründungen vergeben werden. Als Nächstes steht in Masvingo der Bau zweier Tiefbrunnen an.

Die Möglichkeiten der Gesellschaft und ihrer hundert Mitglieder, erklärte Christian Fleischer, seien begrenzt. Sie sei nicht in der Lage, die Rahmenbedingungen in Simbabwe zu beeinflussen. Was sie allerdings könne, sei Anstöße zu geben und zu unterstützen, wenn man von Masvingo aus dazu eingeladen werde.

Erfolgreiche Patenkinder

Breiten Raum nahm auch die Vorstellung der Kinderpatenschaften ein, die von der Gesellschaft vermittelt werden. Der Festgesellschaft präsentiert wurden vier ehemalige Patenkinder, Wicliff (25), Crescencia (24), Nyasa (25) und Anna (27). Wicliff stehe davor, seinen Master in Politischen Wissenschaften an der Universität Masvingo zu erwerben, bei den anderen drei handle es sich um Grundschullehrer. Unisono erklärten sie, dass es die individuelle Förderung durch Paten aus Kernen gewesen sei, die ihnen ihren Weg ins Leben ermöglicht habe.

Zur Auflockerung des Festabends trugen der Chor „Tonart 7“ und das Percussionorchester „Matadi – die Frauenband“ mit afrikanischen Liedern und Musikstücken bei. Vorgeführt wurde auch ein Film über die Träume und Wünsche von Kindern in Masvingo, den Esther Schmid während eines Praktikums in der Bondolfi-Missionsstation aufgenommen hatte.

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Fellbacher Zeitung 16.09.2016
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Fellbacher Zeitung 13.09.2016
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Masvingo: Vier Preise eingeheimst

ZVW Hans-Joachim Schechinger, 13.09.2016 

 Foto: ZVW

Foto: ZVW

Gestern kam Rathauschef Hubert Fidze in Kernen an / Bilanz der Erfolge und Herausforderungen der Kernener Partnerstadt

Kernen. Der 24-Stunden-Flug von Harare nach Frankfurt saß der Delegation aus Masvingo noch in den Knochen. Schultes Hubert Fidze und die Seinen bissen aber auf die Zähne und gaben gestern gleich nach der Ankunft in Kernen ein Interview. Die Partnerstadt kämpft mit Problemen, die zu lösen die deutschen Freunde helfen wollen. Aber da sind auch gute Nachrichten. 2016 hat Masvingo vier Preise eingeheimst.

Bis zur Feier des 25-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft am Samstagabend im Bürgersaal steht den Gästen aus Afrika ein spannendes Programm bevor. Gestern Nachmittag war eine Werksbesichtigung bei Daimler in Sindelfingen geplant. Bei der Ankunft des Lufthansa-Flugs aus Addis Abeba in Frankfurt war das Gepäck der sechsköpfigen Delegation nicht mit an Bord, so dass Schultes Hubert Fidze, sein Verwaltungschef Adolf Gusha mit Frau, zwei Stadträte, der Umwelt- und Gesundheitschef Zvapano Munganasa sowie der neue Chef der Masvingo-Kernen-Association, Pascal Mudzikisi, im Stuttgarter Hauptbahnhof mit leeren Händen aus dem ICE stiegen. Die herzliche Begrüßung im Rathaus nach der strapaziösen Reise mit anschließender Pressekonferenz machte das Malheur wett. „Es ist mir eine große Ehre, an den Feierlichkeiten zum Jubiläum teilnehmen zu können“, versicherte Stadtoberhaupt Hubert Fidze (53), der schon zum zweiten Mal im Remstal weilt. Er freue sich darauf, mehr zu erfahren über Kernen.

Junge Leute ohne Job von der Straße holen

Der seit drei Jahren amtierende Bürgermeister, Mitglied der Oppositionspartei MDC (Movement for Democratic Change) und Vorsitzender eines von MDC-Deputierten beherrschten Gemeinderates, teilte seinerseits Neues aus Masvingo mit. „Wir werden einen Park mit einem Brunnen anlegen, den wir Kernen-Park nennen wollen. Wenn es dann so weit ist, wollen wir Sie einladen zur Eröffnung“, wandte er sich an Stefan Altenberger. Hubert Fidze zitierte stolz die Bilanz der vier Preise, mit denen 2016 eine private Stiftung bei einem nationalen Städteranking seine Kommune ausgezeichnet habe. So sei Masvingo, die noch immer wachsende, 100 000 Einwohner zählende Metropole, in Sachen Infrastruktur – Wassermanagement, Müllentsorgung, Gesundheitsversorgung, Sauberkeit – zur bestentwickelten Stadt gekürt worden. Ein anderer Preis belobigte das beste kommunale Finanzmanagement in Simbabwe.

An Problemen nagen die Partner gleichwohl. Die von der Kernen-Masvingo-Gesellschaft geförderten Projekte in der Partnerstadt, etwa der Existenzgründer-Fonds, der zu 80 Prozent von Frauen für kleingewerbliche Start-ups genutzt wird, sind bekannt. Neu waren die Ideen, die vor dem Hintergrund hoher Jugendarbeitslosigkeit der neue Vormann der Masvingo-Kernen-Association, Pascal Mudzikisi, vortrug. In Simbabwe beträgt die Arbeitslosenquote 80 Prozent. Das Land ist heruntergewirtschaftet. Junge Leute mit Ausbildung sitzen ohne Job auf der Straße. Ein produzierender Mittelstand mit Arbeitsplätzen wie in Deutschland fehlt völlig. Die Bevölkerung hat kein Geld, was den Wirtschaftskreislauf auf der Nachfrageseite abwürgt. Und auch die Kreditzinsen auf den US-Dollar sind jetzt auf 60 Prozent gestiegen. Christian Fleischer, Vorsitzender der KMG, sagt: „Das ist das System: Oben wird viel herausgezogen, aber unten strampeln sie sich ab.“

Ein gutes Projekt aus Sicht von Pascal Mudzikisi wären deshalb Job-Angebote für junge Leute im Gemüse- und Obstbau, um sie von der Straße zu holen, ein Angebot für Jugendliche mit und ohne Schulabschluss bzw. Ausbildung. „Wir wollen diese Projekte unterstützen, auch um den lokalen Markt zu bedienen.“ Bisher wird ein Großteil der landwirtschaftlichen Produkte aus Harare eingeführt. Gedacht ist an Hühner- und Schweinezucht, in der Jugendliche ohne Job mitarbeiten könnten. Die Nachfrage bei Schweinefleisch sei sehr hoch, jene nach Hühnerfleisch steige stetig, sagt Hubert Fidze. Finanzielle Hilfe aus Deutschland für ein solches Projekt beträfe die Beschaffung von Küken, von Hühnerfutter und tierärztlichen Medikamenten. „Und wir brauchen einen Brunnen für den Fall, dass der Stausee, aus dem wir Wasser beziehen, austrocknet“, sagt Pascal Mudzikisi.

Wassermangel ist vor allem jetzt, in der Trockenzeit, eines der großen Probleme in Masvingo. Der Stausee, aus dem das Trinkwasser und Nutzwasser stammt, ist auf 13 Prozent seines Sollvolumens abgesackt.

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Erste Gäste aus Masvingo

ZVW Hans-Joachim Schechinger, 08.09.2016

Die vier erwachsenen Patenkinder bei der Essensverteilung im Flüchtlingswohnheim: Wyckliff, Annah, Cresencia und Nyasha. Foto: ZVW

Die vier erwachsenen Patenkinder bei der Essensverteilung im Flüchtlingswohnheim: Wyckliff, Annah, Cresencia und Nyasha.Foto: ZVW

Angereist zur großen Partnerschaftsfeier: Patenkinder, die dank Hilfe aus dem Remstal heute Lehrer oder im Studium sind

Kernen. Die ersten Gäste aus Masvingo zur Feier des Partnerschaftsjubiläums sind da: Annah, Cresencia (24), Nyasha (25) und Wyckliff (25), zwei Lehrerinnen, ein Lehrer und ein Student. Sie werden begleitet von Pater Rudolf, dem früheren Leiter des Lehrerseminars in Bondolfi. Was die vier jungen Leute verbindet: Sie haben dank einer Patenfamilie ein Studium abschließen können oder stehen, wie Wyckliff, kurz davor.

Die vier jungen Leute besuchen das erste Mal Deutschland. Bis auf Cresencia, die schon mal ins benachbarte Südafrika reiste, ist es für die Gäste überhaupt die allererste Auslandsreise. Seit Anfang vergangener Woche machen Annah Kadango, Cresencia Zisheche, Nyasha Chihava und Wyckliff Munjanja zusammen mit Pater Rudolf vom Lehrerseminar in Bondolfi die Vorhut der offiziellen Delegation aus Masvingo, die mit Bürgermeister Hubert Fidze am Sonntag in Kernen eintreffen wird. Bekanntlich werden die Gäste aus Simbabwe zusammen mit den Kernenern am Samstag, 17. September, im Bürgerhaus 25 Jahre Städtepartnerschaft mit Masvingo feiern.

Die vier jungen Leute stammen aus dem Umland der Bezirkshauptstadt Masvingo. Annah, Cresencia und Nyasha arbeiten seit Abschluss ihres Studiums als Lehrer an Kindergärten und Primary-Schools (Vorschulen) auf dem Land, jeder an einem anderen Ort. Wyckliff, der 25-jährige Patensohn der Stettener Familie Thumm-Jorge, studiert an der Universität von Masvingo „Gender and Policy Studies“. Im Juni 2017 wird der begabte und zielstrebige junge Mann die Master-Prüfung ablegen.

Gestern besichtigten sie Neuschwanstein

„Es war ein Experiment“, sagt Margret Thumm-Jorge, eine der drei Vorsitzenden an der Spitze der Partnerschaftsgesellschaft Kernen-Masvingo. Ein Experiment, das geglückt ist. „Die vier sind unheimlich interessiert, aufnahme- und hilfsbereit.“ Am Samstag beteiligten sich Annah, Cresencia, Nyasha und Wyckliff an der Verteilung von Lebensmitteln in der Küche des Stettener Asylbewerberwohnheims. Gestern besichtigten sie Neuschwanstein. Auf dem Besuchsprogramm stehen ein Besuch der Wilhelma und ein Stadtrundgang durch Stuttgart. Mit einem Schwimmkurs für alle fünf, einschließlich Priester Rudolf, unter Leitung von Ebbe Kögel, setzen die Gastgeber im Stettener Bädle einen sehr praxisorientierten, charmanten Akzent. Vergangene Woche spielte auch das Wetter mit.

Für die vier jungen Leute hatten ums Jahr 2001 herum Kernener und eine Fellbacher Familie Patenschaften übernommen. Das Ziel: Mit Hilfe von 360 Euro pro Jahr Schule und Ausbildung finanzieren und so die Berufschancen verbessern. Alle haben ihre Chance genutzt. „Uns geht es nicht darum, reiche Leute zu machen, uns geht es darum, dass sich Bildung ausbreitet, indem die Patenkinder selber als Lehrer tätig sind“, sagt die Patin Thumm-Jorge. „In dem Moment, wo sie nicht mehr weiterlernen, also die Ausbildung oder das Studium beendet ist oder jemand abbricht, endet auch die Patenschaft.“ Familie Thumm-Jorge finanziert jetzt auch das Studium von Wyckliff. „Auch mir hat das sehr viel gebracht“, bekennt die Mit-Vorsitzende des Kernener Partnerschaftsvereins. „Es ist schön, dieses Gefühl zu haben, etwas Positives für andere zu tun, und zu erleben, dass es angenommen wird“, sagt sie. Thumm-Jorge will die Geschichte der vier Patenkinder beim Festakt im Bürgerhaus durch Interviews mit ihnen in ihren kleinen Vortrag einflechten.

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1000 Ziegelsteine für die Zukunft

ZVW Wolfgang Gleich, 15.08.2016 

Symbolisch verkauft die Kernen-Masvingo-Gesellschaft – hier: Jürgen Gönnenwein und Klaus Kopp – Ziegelsteine für Bondolfi. Ab einer Spende von zehn Euro kann jeder mithelfen. Foto: ZVW

Symbolisch verkauft die Kernen-Masvingo-Gesellschaft – hier: Jürgen Gönnenwein und Klaus Kopp – Ziegelsteine für Bondolfi. Ab einer Spende von zehn Euro kann jeder mithelfen.Foto: ZVW

Die Kernen-Masvingo-Gesellschaft hilft beim Aufbau einer Schule in Bondolfi, Simbabwe

Kernen. 1000 Ziegelsteine für die Fundamente, auf denen Kinder in Simbabwe sich eine Zukunft und ein selbstbestimmtes Leben aufbauen können. Dies sei, erklärten Jürgen Gönnenwein und Klaus Kopp von der Kernen-Masvingo-Gesellschaft am vergangenen Samstag in einem Pressegespräch, der Leitgedanke hinter der Aktion „1000 Ziegelsteine für Bondolfi“.

Eines der Hauptprojekte der Gesellschaft sei die Zusammenarbeit mit der circa 30 Kilometer südlich von Masvingo gelegenen Bondolfi-Mission, zu der die Kerner Karl-Mauch-Schule und die katholische Kirchengemeinde bereits seit Anfang der 80er Jahre Verbindung hielten. Erstes Projekt der Gesellschaft war dann 1986/87 der Bau eines Speisesaals mit Küche für das der Primary School angeschlossene Internat. Jüngstes Projekt war nun der Bau einer Secondary School, das von der Gesellschaft, der katholischen Kirche, Privatspendern und Sponsoren gemeinsam geschultert wurde.

Die beiden Schulgebäude der Secondary School würden stehen, die Klassenstufen 1 und 2 erhielten Unterricht, in Stufe 3 beginne er im kommenden Schuljahr, vermeldete Jürgen Gönnenwein, der erst im Oktober vor Ort war. Was allerdings noch fehle, sei ein Bürogebäude für die Schulverwaltung, Möbel für einen Computerraum sowie die Schuldirektor- und Lehrerwohnungen.

Es sei ein glücklicher Umstand, dass sich in der Nähe der Schule eine ehemalige Lederfabrik befinde. In ihr bringe man den Computerraum und die Lehrerwohnungen unter; dort eingezogen sei bereits eine „Sichere Zuflucht“ für minderjährige Missbrauchsopfer und deren Betreuerin. Die Schuldirektorwohnung könne in einem Nachbarhaus eingerichtet werden.

„Das Ideale an Bondolfi ist“, ergänzte Klaus Kopp, „dass sich dort bereits ein Lehrerseminar befindet“, auf das Absolventen der Secondary School dann überwechseln könnten. „Kinder sind das wichtigste Gut Afrikas, es gibt keine bessere Investition, als sie in das Bildungswesen einzugliedern. Und anders als bei uns sind die Kinder in Afrika nicht träge, desinteressiert oder passiv. Deren Augen strahlen vor Begeisterung, sie saugen das Wissen in sich auf und nehmen sogar zwei- und zweieinhalbstündige Fußwege auf sich. In der Schule erhalten sie die Grundlagen, die es ihnen ermöglichen, sich in der Heimat ihre Zukunft und ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen.“

Jürgen Gönnenwein: „Wir können die Geschichte nicht umschreiben“

Auf die Frage, welche Zukunft ein Land wie Simbabwe denn biete, das wirtschaftlich völlig darniederliege, von politischen Unruhen, Generalstreik, einer Unterbeschäftigungsrate von 95 Prozent betroffen sei, und in dem 11 Prozent der Kinder unter fünf an Unterernährung leiden, relativierte Jürgen Gönnenwein: „Wir können die Geschichte des Landes nicht umschreiben. Aber seit 1989 war ich alle zwei Jahre dort, und ich hatte nie das Gefühl, dass es den Menschen überall schlechtgeht. In den großen Städten mag es Slums und Elend geben, aber nicht auf dem flachen Land. Die Menschen, die ihrem traditionellen Leben treu bleiben, ihre Felder bearbeiten und ihre Tiere züchten, haben ihr Auskommen. Sie sind sehr glücklich. So freundliche, lebenslustige Menschen wie in Afrika trifft man nur selten!“ Und viele Menschen, auch ehemalige Patenkinder der Gesellschaft, hätten sich der Situation sehr flexibel angepasst und betrieben Geflügelzucht, Verkaufsstände für Gemüse oder traditionelle Schnitzereien. „Sie machen teilweise ganz tolle Sachen.“

Wohl sehe man die Gefahr, ergänzte Kopp, dass sich die Einrichtungen in Bondolfi hin zu Eliteschulen für die Wohlhabenden entwickeln und dadurch immer mehr Familien sich Schulgeld und -uniformen nicht leisten könnten. Aber dafür habe die Gesellschaft Patenschaften eingerichtet; sie vermittle Kinder, die vor Ort von den Heilig-Kreuz-Schwestern Katharina und Helen ausgewählt werden. Die Schwestern kümmern sich um die Kinder vor Ort und verwalten das Patengeld in Höhe von monatlich 30 Euro.

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Kulturaustausch Ein Stückchen Afrika mitten im schwäbischen Flecken

Elizabeth Wokabi hat im Leutenbacher Teilort Weiler zum Stein ein kleines afrikanisches Zentrum geschaffen. Voller Enthusiasmus vermittelt die Kenianerin dort afrikanisches Lebensgefühl und versucht, Vorurteile abzubauen.

Elizabeth Wokabi vermittelt kenianisches Lebensgefühl. Foto: Gottfried Stoppel
Elizabeth Wokabi vermittelt kenianisches Lebensgefühl.Foto: Gottfried Stoppel

Leutenbach – Vorurteile und Klischees gibt es massenhaft, das ist eine alte Muck. Dagegen etwas zu unternehmen, ist scheinbar nicht so einfach. Oder doch? „Ich habe so viel von der deutschen Kultur kennengelernt. Jetzt will ich den Menschen hier auch meine Kultur nahebringen“, sagt Elizabeth Gathoni Wokabi, die vor zwölf Jahren erstmals nach Deutschland kam. „Als Au-pair. Meine Schwester hatte mir von Deutschland vorgeschwärmt und mich bearbeitet, bis ich hierher gereist bin.“ Und die Schwester? „Sie lebt wieder in Kenia. Ihre Firma braucht sie dort“, sagt Elizabeth Wokabi und lacht. Von Norddeutschland, wo sie zuerst lebte, kam sie schließlich in den Südwesten. Und im Jahr 2012 hat sie in Weiler zum Stein, wo sie jetzt wohnt, den Laden African Kraft eröffnet.

Vom Mount Kenia in einen schwäbischen Flecken

Wobei Laden den Nagel nicht ganz auf den Kopf trifft. „Die Leute sollen nicht hierher kommen um unbedingt etwas zu kaufen“, sagt die junge Frau, die aus dem Hochland des Mount Kenya stammt. Ihr gehe es darum, den Leuten zu vermitteln, wie man bei ihr zu Hause denkt und fühlt. „Es ist alles viel einfacher als in Deutschland“, sagt sie und zeigt auf eine unverputzte Wand im Vorraum des African Kraft. „Bei uns ist das ganz normal. Deshalb passen die Räume hier ganz gut.“

Zurzeit wird das Haus, in dem sie auch mit ihrem Freund wohnt, renoviert. Wer zu ihr will, muss durch die Baustelle steigen. „Ich hoffe, dass die Arbeiten bald fertig sind“, sagt sie zuversichtlich. Denn zurzeit ist es nicht ganz einfach, sie zu finden. „Sogar Leute aus Weiler wissen nicht, was es hier im Haus alles gibt“, sagt sie. Dabei habe sie ein sehr schönes Banner für die Fassade, auf dem einige Kinder auf dem Weg zur Schule zu sehen sind – mit einem Lachen im Gesicht. „Das verstehen hier manche Leute nicht, wie man sich als Kind auf die Schule freuen kann.“

Außerdem habe sie festgestellt, dass die Annahme weit verbreitet sei, in Afrika hungere der größte Teil der Bevölkerung. „Und wer etwas zu essen hat, isst sehr scharfe Sachen“, fügt sie lachend hinzu. Das sei ebenfalls so ein Vorurteil. „Wir Kikuyu nehmen zum Kochen überhaupt keine Gewürze, nur Salz. Wir sind die schlechtesten Köche.“ Wer bei Elizabeth Wokabi auf Anfrage ein african Dinner probieren will, kann allerdings beruhigt sein: „Es besteht aus verschiedenen Gerichten aus dem Norden, Süden, Osten und Westen Afrikas. Nur Injeras gibt es nicht, die kann man ja in Deutschland mittlerweile in vielen Restaurants bekommen“, meint die Steuerfachfrau, die quasi halbtags Kulturbotschafterin ist. Und betont, dass sie keine Gastronomin sei. „Gekocht wird nur auf Anfrage.“

Vorurteile gegenüber Afrika sollen abgebaut werden

Wer eine Reise nach Afrika plant, aber noch keine Erfahrungen hat, kann sich an die Weilerin wenden, die gern Tipps gibt. „Viele Leute haben alle möglichen Ängste, die ich eventuell abbauen kann“, meint sie. Wer will, kann sich auch in die Leseecke setzen, in einem Buch schmökern und afrikanischen Tee trinken: Schwarztee mit Milch und Gewürzen. „Zurzeit ist es mir allerdings zu heiß für Tee“, sagt sie. „Dabei denken die Leute hier in Weiler, der Sommer mit der Hitze sei genau meine Zeit“, fügt sie hinzu und lacht wieder.

„Es heißt, wir Kikuyu seien den Schwaben sehr ähnlich“, meint sie. Dem größten von 47 Volksstämmen in Kenia werde nachgesagt, sehr fleißig und gleichzeitig sehr sparsam zu sein. „Mein Freund behauptet manchmal, er sei afrikanischer als ich“, erzählt Elizabeth Wokabi. Er habe sie auch auf die Idee mit African Kraft gebracht. „Angefangen habe ich mit afrikanischer Kunst, die ich hier angeboten habe. Mittlerweile habe ich auch Stoffe, Masken, Kleidung, Vasen und anderes.“

Auch in Schulen hat sie bereits Kindern und Jugendlichen afrikanische Lebensart vermittelt. „Wir haben zusammen Musikinstrumente gebastelt. Dazu braucht man nur einen Drahtbügel, Kronenkorken und einen Bohrer – fertig ist die Rassel. Bei uns wird eben vieles improvisiert.“

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Schule in Simbabwe ist anders

ZVW Hans-Joachim Schechinger, 24.04.2015 

Esther Schmid war Praktikantin an der Bondolfi-Schule in Masvingo. Foto: Privat

Esther Schmid war Praktikantin an der Bondolfi-Schule in Masvingo.Foto: Privat

Masvingo/Kernen. Nicht nur die fremde Kultur und der mit Magie erfüllte Ort beeindruckten Esther Schmid in Bondolfi. Sie lebte im Kloster mit Nonnen des Holy-Cross-Ordens. Sie unterrichte an der von Kernen mitfinanzierten Secondary-School Englisch und Landwirtschaft. „Was mich so begeistert hat, war die Lebensfreude“, schwärmt die 19-Jährige.

Wie in einer Familie hat sich Esther Schmid bei den sechs katholischen Nonnen gefühlt, in deren Kloster in Bondolfi, 25 Kilometer südlich von Kernens Partnerstadt Masvingo, sie von Oktober bis März lebte. „Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden. Das Abendessen war das große Zusammensitzen“, erzählt sie. Die Bad Cannstatterin will Kamerafrau werden. Ihren Wunsch, sich nach dem Abi im fernen Ausland zu engagieren, realisierte sie in Simbabwe dank familiärer Kontakte zur Kernen-Masvingo-Gesellschaft. „Ein Land, das ganz anders ist, das eine andere Kultur hat. Deutschland und Simbabwe kann man nicht vergleichen.“ Anfänglich, über einen Monat lang, als Helferin im Kindergarten, später als Lehrerin an der neuen, von Kernen mitfinanzierten Secondary-School, erlebte Esther Schmid die Unterschiede hautnah. Über 20 Prozent der Kinder auf der Grund- und Sekundarstufe sind Waisen.

Weil zwei Klassen zusammengefasst werden mussten, stand die junge Frau vor 105 Schülern, wenn sie morgens den Raum betrat. „Es war gut voll. Wenn ich reinkam, sind alle aufgestanden und grüßten mit ,Good morning’. Ich wollte wissen ,How are you?’ und sie erwiderten ,We are fine!’“ Die Schüler sind strengen Frontalunterricht gewöhnt. Wie überhaupt Autorität mehr respektiert werde als in deutschen Klassenzimmern, so Esther Schmids Eindruck. Die junge Frau versuchte, die starre Unterrichtsform aufzulockern, setzte in ihrer Klasse auf Diskussion und Gemeinschaftsarbeit. Englisch beherrscht Esther Schmid, die 2013 in Bad Cannstatt das Abi machte, fließend. Die Kinder in Simbabwe bringen von zu Hause das Shona-Idiom mit, Englisch ist Fremdsprache. Fürs Fach Landwirtschaft bediente sich die Aushilfslehrerin eines Fachbuchs und erklärte etwa, wie Böden in Simbabwe beschaffen sind.

Oft zehn Kilometer bis zur Schule

„Die Kinder gehen gerne zur Schule, sind aufmerksamer“, findet Esther Schmid. „Wenn sie die Schule besuchen, ist es etwas anderes als hier in Deutschland.“ Will sagen: Die Kinder wissen um die Chance, die ihnen Bildung gibt. Die Bedeutung von Wissen hat auch deshalb Gewicht, weil Unterricht nicht gratis ist: Schulbesuch kostet pro Trimester 30 Dollar. Die Kinder gehen aus den umliegend verstreuten Dörfern zu Fuß oft zehn Kilometer zur Schule.

30 Dollar sind in Simbabwe wenig für eine Secondary-School. Der günstige Tarif soll möglichst vielen Eltern den Schulbesuch erlauben. Bondolfi, früher eine Missionsstation der Jesuiten, besteht aus einem Kloster, einer Kirche, dem Kindergarten, der Schule, einem Internat und einem Lehrerseminar. Dessen Studenten stehen den ordinierten Lehrkräften als Assistenz-Lehrer im Unterricht bei. Die katholische Holy-Cross-Kongregation in Bondolfi, zu der Margret Thumm-Jorge vom Kernener Partnerstadtverein über Schwester Katharina als die dortige Ansprechpartnerin Kontakt hält, ist vor allem auf Bildung spezialisiert. Margret Thumm-Jorge hat Esther Schmid vor Wochen in ihrer Schule besucht und kehrte beeindruckt zurück.

Mit einer Spende von 35 Computern der Refugio-Transfergesellschaft in Plochingen, von denen 20 der Secondary-School zukommen sollen, erhält die Bildungsarbeit zusätzlichen Schub. Auch Flachbildschirme sind auf dem Weg nach Simbabwe. „Wir richten einen Computerraum ein, damit die Kinder lernen, damit umzugehen.“

905 Schüler

Die Primary-School in Bondolfi, die von Klasse 1 bis 7 geht, hat derzeit 800 Schülerinnen und Schüler. An sie schließt sich die vierjährige SecondarySchool an, die 105 Schülerinnen und Schüler besuchen. Der Abschluss auf dieser Stufe entspricht in etwa der mittleren Reife an einer deutschen Realschule. Wer das Abitur machen will, muss in Simbabwe noch zwei Jahre auf der Highschool draufsatteln. Schulabgänger der Sekundarstufe wechseln auch ans örtliche Lehrerseminar.