Geschichte der Skulpturen in Simbabwe
Die Steinkunst Simbabwes hat einen weit zurückliegenden historischen Hintergrund. Die Ursprünge führen auf das 11.–15. Jahrhundert zurück.
In „Great Zimbabwe“, der bedeutendsten Ruinenstätte südlich der Sahara, wurden die ersten Funde gemacht. Die Steinskulpturen jener Zeit zeigen Formen eines altertümlichen Vogels, dem heutigen nationalen Symbol Zimbabwes.
Waren es einst traditionelle, mystische Inhalte, die durch die Bildhauerkunst dargestellt wurden, so erlebte die Shona-Skulptur in der Mitte des 20. Jahrhunderts eine Renaissance. Bedingt durch die internationalen Sanktionen, unter denen die Menschen im ehemaligen Rhodesien litten, und die darauf folgende hohe Arbeitslosigkeit, begann die Suche nach neuen Beschäftigungen.
Unter Mithilfe einiger weißer Farmer, die ihren schwarzen Arbeitern aus dem eigenen Steinbruch Materialien zur Verfügung stellten, hatten viele Menschen wieder eine Arbeit und zugleich die Möglichkeit, ihre Gefühle und Empfindungen künstlerisch zum Ausdruck zu bringen.
Mit der Eröffnung einiger Zentren für Shona-Skulpturen etablierte sich diese neue Kunstbewegung und schuf die Möglichkeit, immer neue Künstler auszubilden. Internationale Anerkennung erhielt die Shona-Kunst durch Ausstellungen in vorwiegend europäischen und amerikanischen Galerien. Im Gegensatz zu anderen Teilen Afrikas, in denen die Künstler stärker an traditionelle Vorbilder ihrer Gesellschaft gebunden sind, bietet die Steinkunst Zimbabwes individuellere künstlerische Entfaltungsmöglichkeiten. Viele Künstler betonen jedoch auch heute noch ihre Verbundenheit mit der Shona-Mythologie. So entstehen Kunstwerke geprägt von ganz persönlichem Ausdruck, Traditionen und elementaren menschlichen Gefühlen und Werten, wie Liebe, Geborgenheit, Kommunikation, Zufriedenheit und Harmonie.
Arbeitsweise der Shona-Bildhauer
Die Kunstwerke entstehen ausschließlich in intensiver Handarbeit, wobei Hammer, Meißel, Raspel und Feile zum Einsatz kommen. Sind die entgültigen Formen aus dem Stein gehauen, werden die Skulpturen mit Wasser und Schmirgelpapier aufwendig glatt geschliffen. Zuletzt wird das Kunstwerk erhitzt, mit farblosem Wachs eingerieben und glänzend poliert. Damit werden Farbe und Struktur des Steins zum Vorschein gebracht und die Oberfläche schützend versiegelt.
Die Arbeitsweise der Shona unterscheidet sich in vielfältiger Weise von der westlicher Bildhauer und Steinmetze, auch wenn abgesehen von dem Verzicht auf lärmende Maschinen die Handeisen und -werkzeuge mehr oder weniger die gleichen sind. Die afrikanische Bildhauerei ist sehr intuitiv und wenig vorausplanend. Der Bildhauer folgt seiner Inspiration sehr spontan aus einer nahezu meditativen Haltung, die sich immer währen der oft monotonen, körperlich anstrengenden Arbeit einstellt. Man kann sich auch als westlicher Zuschauer diesen „spirits“ nicht entziehen, wenn mehrere Shona-Bildhauer am Rande eines Steinbruchs zusammensitzen und, im Rhythmus ihrer Hammerschläge singend, arbeiten.
Das Material Serpentinit
Die meisten Bildhauer Zimbabwes nutzen für ihre Arbeiten den Serpentinit oder Serpentin. Dieses Gestein bietet sehr vielfältige Farbnuancierungen und unterschiedliche Härtegrade und stellt somit für die Künstler ein attraktives Arbeitsmedium dar. (Wikipedia -> Serpentinit)
In Zimbabwe finden sich große Vorkommen unterschiedlichster Serpentinvarianten. Unter den Bildhauern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine eigene Nomenklatur für diese Varianten etabliert, die der jeweiligen Beschaffenheit von Farbe und Härte Rechnung trägt.
Fruit-Serpentin – ein in sich, in Farbe, Schichtung und Härte sehr heterogener Stein ohne dominierende Farbe (ein „bunter“ Stein in den Farben afrikanischer Früchte)
Opal – eine grüne Variante des Serpentin mit gelegentlichen gelben Einsprenkelungen (der Name des Edelsteins Opal wurde wohl wegen der Farbe für diese Serpentinvariante entliehen, was nicht selten zu Missverständnissen führt)
Kobalt – eine blau-rötlich, violette Variante mit ebenfalls gelegentlichen gelben Einsprenkelungen (auch hier der Name des Metalles aufgrund der Farbe entlehnt)
Springstone – tiefschwarze Variante mit seltenen feinen Linien, mit sehr feinen Kristallen und unter den afrikanischen Serpentiniten die härteste Variante (der Name scheint eine Anspielung auf den Bearbeitungsprozess, vom Eisen wegspringende Splitter, zu sein.)
Lemon (-Opal) – eine mehr ins gelbgrüne tendierende Variante jedoch mit gößerer Dichte und Härte als die Opal-Serpentine
Gelegentlich findet man auch Shonaplastiken aus Gesteinsarten, die nur noch entfernt oder gar nicht mehr mit den Serpentiniten verwand sind, wie z. B. Butterjade, Speckstein oder Kisi-Stone.
Auf die Auswahl der Steine legen die Künstler großen Wert. Jeder einzelne Bildhauer bevorzugt ganz bestimmte Steinbrüche und lässt sich viel Zeit zur Auswahl eines geeigneten Felsblockes.